SelfChill
Klimapositiver Kühlraum für den globalen Süden
2022–2024

In vielen tropischen und subtropischen Ländern produzieren Kleinbauern bis zu 80 % der Agrarprodukte. Viele dieser Produkte sind hitzeempfindlich und unter Umgebungsbedingungen nur kurz haltbar. Aufgrund fehlender Kühlmöglichkeiten in schlecht elektrifizierten ländlichen Gebieten kommt es zu Nachernteverlusten von bis zu 50 %. Die Implementierung von SelfChill-Kühlsystemen reduziert die Lebensmittelverschwendung, sorgt für eine höhere Ernährungssicherheit, erschliesst Geschäftsmöglichkeiten für Kleinbauern und Kooperativen und fördert den dezentralen Absatz ohne lange Transportwege.

Beim Entwickeln des Prototyps für Kenia war das Ziel, den Kühlraum und das Kühlsystem energieeffizient, umweltfreundlich, ansprechend und erschwinglich zu gestalten. Dabei galt es, klimaneutrale Herstellungs- und Betriebsstrategien, lokale Holzbautechnik und Baustoffe mit traditioneller Baukultur zu verschmelzen. Das modulare System wird mit Photovoltaik betrieben, ist leicht transportier- und skalierbar und passt dadurch in unterschiedliche Kontexte – sei es auf einem Marktplatz oder als Stand-alone in der Kulturlandschaft bei den Produzenten. Die einfache Konstruktion und Technik ermöglicht Selbstwirksamkeit und Unabhängigkeit der lokalen Betreiber. Zum Einsatz kommen Stroh, Holz und in Kenia hergestellte Kunststoffrecycling-Platten. Dank Vordach und Sitzplatz entsteht ein Treffpunkt, der auch soziale Aspekte fördert. Als Vertikalbegrünung der Aussenwände dient ein Rankgerüst für Passionsfrüchte, das gleichzeitig durch passive Kühlung vor Überhitzung schützt.

Die Entwicklung – bis hin zum Bildmaterial – erfolgte in enger Zusammenarbeit mit lokalen Protagonist:innen. Dabei wurde vor Ort ein Testkühlraum mit unterschiedlichen Materialien der Wandaufbauten hergestellt, der unter realen klimatischen Bedingungen getestet und von Experten der ETH Zürich ausgewertet wurde. Dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt von WeTu beweist anhand eines 1:1-Prototyps, dass die Konstruktion mit lokalen Ressourcen und Baumaterialien mit klimapositiver Bilanz möglich ist.  

Auftraggeber

WeTu (Innovation Hub mit nachhaltiger Wirkung in Kenia)
Solar Cooling Engineering GmbH (Spin-off-Company der Universität Hohenheim in Deutschland)
Siemens Stiftung 

Ort

Homa Bay, Kenia

Kennzahlen

Geschossfläche 30 m2

Prozess

Die Idee für dieses Pilotprojekt entstand in Kollaboration mit Solar Cooling Engineering GmbH und wurde in enger Zusammenarbeit mit WeTu Innovation Hub, lokalen Architekt:innen, Expert:innen, NGOs und Universitäten entwickelt.

Nachhaltigkeit

Zirkuläres Bauen
LCA-Optimierung
Nachwachsende Rohstoffe
Entwicklungshilfe 
Food-Waste-Reduktion

Ökobilanz

LCA A1-C4 (Cradle to grave) Kühlraum + Technik: 192 kg CO2e/m2 bzw. 7.7 kg CO2e/m2a
LCA A1-A3 (Cradle to gate) Kühlraum + Technik: 2380 kg CO2e bzw. 80 kg CO2e/m2
LCA A1-C4 (Cradle to grave) Kühlraum: 57 kg CO2e/m2 bzw. 2.3 kg CO2e/m2a
Biogener Speicher Kühlraum: –107 kg CO2e/m2 bzw. –3390 kg CO2e
LCA A1-A3 (Cradle to gate) Kühlraum: –50 kg CO2e/m2
20 Jahre Lebenszyklusemissionen inkl. avoided food waste: –87‘000 kg CO2e

Projektbeteiligte

Local NGO, Charls Ogalo & Tillmann Straub, WeTu, KEN
Local Architect and Construction Expert, Humphry Anjila, Independent Architect, KEN
Local Architect and 3D-Modelling Expert, Francis Maina, Independent Architect, KEN
Technical Design, Dr. Victor Torres, Solar Cooling Engineering GmbH, DE
LCA Expert, Stuart Walker, Energy Saving Trust & University of Sheffield, UK
Design Support, Jakub Vrba, Efficiency for Access & Energy Saving Trust, UK
Green Design Expert, Maximilian Gester, ETH Zürich, SUI
Biogenic Design Consultant, Dr. Magda Possani, ETH Zürich, SUI
Stroh- und Lehmbau-Experte, Thomas Dimov, zoe-circular.com, SUI
Food Waste Expert, Dr. Jan Broeze, Wagendingen Universtity, NL
Visualisierungen: © Maiyo Brain, Independent Visualizer, KEN

«We want to chill the world! And we want it the Off-Grid way!»

Dr. Victor Torres Toledo, Co-Founder SelfChill

«Die interkulturelle Kollaboration mit lokalen Protagonist:innen und Expert:innen aus Praxis und Forschung förderte Wissen, Austausch sowie ein Bewusstsein für verursachte Emissionen und zirkuläre Ressourcen.»

Stefan Oeschger, Co-Founder JOM Architekten

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